Zwischen 2200 bis 2500 bei 2.AfD-Demo und 3500 bis 3800 bei 3.AfD-Demo in Erfurt

Für Mittwoch, den 23.09.2015 und Mittwoch, den 30.09.2015 rief die AfD Thüringen jeweils zu einer Demonstration auf, nachdem sie diese Demo-Reihe mit einer ersten Demonstration am Mittwoch, den 16.09.2015 initiiert hatte.

Für die zweite Demo am 23.09. meldete verschiedene Medien wie  Thüringer AllgemeineMDR und Focus, letztere mit Verweis auf die Erfurter Polizei, eine Zahl von 5000 Teilnehmer. Diese wurde aber umgehend von vielen Beobachtern als viel zu hoch eingeschätzt.

Leider lag uns zum Zeitpunkt des Berichts dieser Zahl kein geeignetes Datenmaterial vor. Wir beschlossen daher für die nächste und dritte Demo am 30.09. eine unabhängige Teilnehmerzählung bzw. Schätzung der Teilnehmerzahlen  zur Überprüfung der vermeintlichen behördlichen Angaben vorzunehmen.

Durch unsere Arbeit vor Ort lernten wir aber durch einen glücklichen Umstand den lokalen Crowd Counter Christopher Pabel kennen, welcher über geeignetes Datenmaterial für die 2. AfD-Demo verfügt. Dieses stellte er uns freundlicherweise zur Verfügung, sodass wir nachträglich die als falsch kritisierte Teilnehmerzahl von 5000 prüfen können.

Auswertung 2.AfD-Demo

Uns liegt dazu das folgende Video des Demonstrationsmarsches vor.

Eine direkte Auszählung des Videos ergab eine Anzahl von 2275 Personen. Weiter wurde uns von Christopher Pabel eine Sequenz von drei Bildern überlassen, welche das folgende Panoramabild der Kundgebung der 2.AfD-Demo liefert.

auswertung
Panoramabild der 2.AfD Demo in Erfurt Bild: Christopher Pabel Bearbeitung: Stephan Poppe

Eine direkte Auszählung liefert hier die Zahl von 2011 Personen.

Berücksichtigt man die in unseren früheren Berichten hinreichend beschriebenen Auswerte- und Messfehler, so lässt sicher sagen, dass zwischen 2000 bis 2500 Personen an der 2.AfD-Demo am 23.09.2015 in Erfurt teilnahmen.

Auswertung 3. AfD-Demo

Die dritte AfD-Demo startete gegen 19 Uhr mit einer Auftaktkundgebung am thüringischen Landtag. Gegen 19:20 schossen wir eine Sequenz von insgesamt 26 Bildern, welche wir nachträglich zu dem folgenden Panoramabild zusammenfügten.

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Kundgebung der AfD vor dem Landtag in Erfurt Bild und Bearbeitung: Stephan Poppe

Eine direkte und nachträgliche Auszählung lieferte die Anzahl von 3473 Personen. Eine weitere Auszählung des Gegenprotest (siehe obere rechte Bildecke im obigen Panoramabild) lieferte eine Anzahl von 680 Personen.

Berücksichtigt man, dass dabei noch viele weitere Personen durch Sichthemmnisse wie Bäume, Fahnen und andere Personen verborgen blieben, so erscheint es als sehr sicher, dass wenigsten 750 Personen am Gegenprotest teilnahmen.

Gegen 20 Uhr brach die AfD-Demo zu ihrem Demomarsch auf. Auf Höhe der Arnstädter Straße zählten wir mittels direkter Zählung eine Anzahl von 3384 Menschen. Zeitgleich nahmen wir das folgende Video auf.

Eine direkte und nachträgliche Auszählung lieferte das Ergebnis von 3487 Personen, welches die direkte Zählung gut bestätigt.

Berücksichtigt man auch hier die üblichen Mess- und Auswertefehler, so lässt sich sehr sicher sagen, dass zwischen 3500 bis 3800 Personen an der 3.AfD-Demo am 30.09.2015 in Erfurt teilnahmen.

Mittels Google Earth Pro lässt sich nun noch ermitteln, welche ungefähren (mittleren) Personendichten auftraten. Dazu lässt sich in etwa die Aufstellungsfläche der Auftaktkundgebung aufgrund des vorliegenden Bildmaterials wie folgt abschätzen.

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Ungefähre Standfläche der 3.AfD-Demo vor dem Landtag Bild: Google Earth Pro Bearbeitung: Stephan Poppe

Geht man also von 2465 Quadratmetern aus, so ergibt sich aufgrund der obigen Schätzung eine ungefähre mittlere Personendichte von 1.41 bis 1.54 Personen. Dies entspricht gut anderen Beobachtungen (1.2 bis 1.5), wobei hier eine eher höhere Dichte erwartbar war, da insbesondere der Bühnenbereich durch die Gegendemo eingeschränkt ist, sodass dort höhere Verdichtungen als bei einem uneingeschränkten Bereich auftreten.

Fazit:

  1. Es ist interessant zu spekulieren, wie denn nun die berichtete falsche Zahl 5000 bei der 2.AfD-Demo  zustande kam. Leider lässt sich kein Polizeibericht auffinden, welcher diese Zahl direkt berichtet, sodass hier noch eine gründlichere Recherche bzgl. des Zustandekommens der Zahlen geschehen muss.
  2. Auch bei der 3. AfD-Demo scheint es wiederholt zu Diskrepanzen zwischen den veröffentlichten und tatsächlichen Zahlen zu kommen.  Auffällig ist aber dabei, dass just wieder 5000 berichtet werden, auch wenn offensichtlich die tatsächlichen Teilnehmerzahlen gestiegen sind.
  3. In Anbetracht dessen, dass die Überprüfung der Teilnehmerzahlen in zwei Fällen eine wesentlich niedrigere bzw. stark abweichende falsche Zahl ergab, erscheint es gerechtfertigt, nochmals genauer zu prüfen, ob denn nun 400 , 1200 oder 2000 bei der ersten AfD-Demo am 16.09.2015 erschienen sind.

 

Der hier veröffentlichte Artikel entspricht nicht notwendigerweise dem Original der Erstveröffentlichung und tut es in aller Regel auch nicht, sondern wird fortlaufend sowohl sprachlich als auch inhaltlich ergänzt oder korrigiert. Bei berechtigtem Interesse können aber gerne frühere Versionen des Artikels bereitgestellt werden. Auch muss das angezeigte Datum der Veröffentlichung nicht notwendigerweise dem tatsächlichen Datum der Veröffentlichung entsprechen, sondern kann auch allein dem Zwecke der chronologischen Sortierung dienen, sodass das angezeigte Datum des Artikels in etwaiger zeitlicher Nähe zum betrachteten Gegenstand liegt. Bei berechtigtem Interesse kann aber das Datum der Erstveröffentlichung gerne nachgefragt und mitgeteilt werden.

9 Kommentare zu „Zwischen 2200 bis 2500 bei 2.AfD-Demo und 3500 bis 3800 bei 3.AfD-Demo in Erfurt

  1. Die Rechnung hat einen unsichtbaren Hintergrund: Die 13. Forderung der Pegida:

    Sie fordert darin mehr Stellen bei der Polizei!

    Seit dem rechnen sich sämtliche Polizeidienststellen und Kräfte automatisch dazu, und die Bewegung sollte, nicht nur wegen der Teilnahme von einzelnen Nazis genauer betrachtet werden:

    Was sind die Übergänge zu den alten staatskritischen Ossis und den altstaatlichen Ossis, die ihre Wirklichkeiten genauer kennen, und jede Veränderung fürchten, weil sie schon die letzte Wende nicht vertrugen oder über ihre Rolle nicht reden wollen …

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    1. Wir betrachten Beamte im Dienst zwar als wichtige (oft sogar wichtigste) Akteure bei Demos, aber zählen diese nicht mit. Ob und wie fern diese bei ihrer Anwesenheit Sympathien für oder wider der Protestbewegung hegen ist siche interessant, aber eher un- bzw. unterforscht.

      Unsere wichtigere Beobachtung: Viele Polizeikräfte sind aufgrund des bisher sehr langen Demojahres erschöpft und wünschten sich sicher einen ruhigeren Dienst bzw. ein wenig mehr Erholung, auch wenn zu recht daran erinnert wird, dass die Umsetzung und Gewährleistung der Versammlungsfreiheit nun mal eine ihre hoheitlichen Aufgaben ist.

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    1. Leider nicht wirklich, denn dazu fehlt es uns (noch?) an manpower.

      Gegenproteste sind häufig wesentlich dezentraler, gerade bei Demozügen ist eine große Dynamik zu beobachten. Versuchen es trotzdem immer wieder, aber Erfahrung zeigt, dass man dazu ein größeres Team von 5-6 Personen bei mittleren Demos braucht. Das sprengt oft unsere Kapazitäten. Aber hier ein Beispiel, wo es gut zuminedst recht gut für einen Sternmarsch eines Gegenprotest geklappt hat:

      http://crowdcounting.de/wordpress/?p=768

      Sind aber am Überlegen und Austesten anderer Methoden zur Abschätzung von Gegenprotesten (z.b. capture-recapture-Verfahren).

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  2. Guten Tag,
    Ihnen ist hoffentlich bewusst, dass Sie durch die Veröffentlichung nicht-anonymisierter Fotos und Videos Menschen in (Lebens-)Gefahr bringen? Der jeweilige politische Gegner nutzt diese Quellen bekanntermaßen, um Menschen zu identifizieren und in der Folge ggf. gezielt zu attackieren. Gerade die Neonazis, die ja z.B. auch Anti-Antifa-Fotografen (auch gegen bürgerlichen Protest) einsetzen, ergänzen ihr Bild- und Videomaterial gerne über unabhängige Quellen aus dem Netz. Im schlechtesten Fall tragen Sie durch Ihre nicht verpixelten Bilder/Videos zu schweren Körperverletzungen oder anderen Attacken bei.
    So interessant ich Ihren Ansatz auch finde und so überprüfenswert die Zahlen gerade bei Pegida und Ablegern sind, so gefährdend ist Ihr Vorgehen für Teilnehmer der Demos und der Gegenveranstaltungen. Gibt es eine Lösung? Ist genug Manpower für eine Unkenntlichmachung der Teilnehmer vorhanden?
    Viele Grüße
    G. H.

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