Am 29.02.2016 wurden zwei größere Demonstrationen in Dresden durchgeführt. An der Veranstaltung von Pegida haben mit hoher Wahrscheinlichkeit zwischen 2.800 bis 3.400 Menschen teilgenommen. Dagegen demonstrierten bei Gepida zwischen 320 bis 350 Menschen auf dem Theaterplatz mit einem anschließenden Demozug. Bedingt durch das sehr schlechte Wetter (teils heftiger Schneefall bzw. Schneeregen), weichen unsere Ergebnisse der nachträglichen Auswertung der Teilnehmerzahlen teilweise von unseren unmittelbaren Schätzungen vor Ort ab. Auch begleitete uns ein TV-Team zur Dokumentation unserer Methode, sodass wir technisch ein wenig eingeschränkt waren.
Am 17.06.2015 fanden in Dresden Niedersedlitz mehrere Demonstrationen statt. Die NPD demonstrierte für „ein freies und souveränes Deutschland“. Das Bündnis Dresden Nazifrei sowie die Partei Die Linke demonstrierten unter dem Motto „Politischer Streik als eine Form demokratischer Mitbestimmung“ gegen die Rechtsextremen. Die Polizei demonstrierte (Personal-)Stärke.
Die rechte Demonstration begann und endete am Bahnhof Niedersedlitz. Dazwischen zogen die Teilnehmer durch das anliegende Wohngebiet und kurzzeitig an der Gegenveranstaltung vorbei. Die linke Gegendemo wurde durchgehend in einer Seitenstraße zur Straße des 17. Juni von der Polizei gekesselt und erst längere Zeit nach der Abreise der Rechtsextremen in einem kurzen Zug zum Bahnhof Niedersedlitz geführt.
NPD-Demonstrationszug um 19:35 Uhr
Um die Teilnehmerzahl der NPD-Demo zu ermitteln wurden zwei Methoden angewendet. Zum einen wurde der Demonstrationszug zu Fuß von hinten nach vorne langsam überholt und dabei per Handklicker die Personen direkt gezählt. Bei dieser Methode besteht der Vorteil, dass genügend Zeit besteht, um jeden Mensch visuell zu erfassen und zu zählen. Nachteilig auf die Genauigkeit der Zählung können sich Ablenkungen beim Ausweichen von (Sicht-)Hindernissen, wie Autos, Laternenmasten, Verkehrsschilder und andere Personen wie z.B. Polizisten und Gegendemonstranten auswirken. Es wurden mit dieser Methode 136 Personen gezählt.
Als zweite Methode wurden die vorbeiziehenden Teilnehmer von einem festen Standpunkt gezählt. Bei dieser Methode ist eine hohe Konzentration gefragt. Von Vorteil ist es, wenn die Demonstranten in Reihen gehen, da so die Blickführung leichter fällt und die Gefahr einen Teilnehmer zu übersehen oder doppelt zu zählen geringer ist. Es wurden mit dieser Methode 131 Menschen gezählt.
Daher lässt sich schätzen, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit zwischen 130 und 140 Teilnehmer bei der NPD-Demonstration anwesend waren.
Gegendemonstration um 21:05 Uhr
Die Teilnehmerzahl bei der Kundgebung von Dresden Nazifrei wurde ebenso per direkter Zählung ermittelt. Dazu wurde der Platz der Kundgebung gedanklich in mehrere Segmente unterteilt und die jeweils darin anwesenden Personen per Klicker gezählt. Dies war gut möglich, da zum Zählzeitpunkt viele Menschen auf dem Boden saßen und so ein guter Überblick möglich war. Um die Genauigkeit zu erhöhen wurden unmittelbar nacheinander drei Zählungen durchgeführt. Abweichungen können durch das Übersehen oder doppelte Erfassen von Personen entstehen. Wobei tendenziell eher Menschen übersehen, als doppelt gezählt werden. Dabei sind dicht stehende und sich bewegende Menschen besonders problematisch bei der Erfassung. Es wurden 261, 270 und 277 Teilnehmer gezählt. Daher kann mit hoher Sicherheit geschätzt werden, dass um 18:15 Uhr zwischen 250 und 290 Personen bei der Gegendemonstration anwesend waren. Entlang der Aufzugsstrecke der rechten Demo zeigten zudem einige Kleingruppen und Einzelpersonen ihren Gegenprotest.
Laut Pressemitteilung der Polizei waren 735 Beamte im Einsatz. Unter anderem mit zwei Wasserwerfern und einem Helikopter.
Es wurden jeweils die Mittelwerte der Schätzintervalle der Demonstrationen für die Grafik verwendet.
Am 13.06.2015 fand am Goldenen Reiter in Dresden eine Kundgebung mehrerer Gewerkschaften statt. Der Beginn war um 11 Uhr. Informationen zur Veranstaltung: http://www.dgb.de/-/9hn
Am 10.06.2015 fand zwischen 17 und 20 Uhr auf dem Altmarkt die Veranstaltung „Dresden is(s)t Bunt“ auf dem Altmarkt statt. Organisiert wurde das Event durch die Gruppen „Dresden – Place to be“, „#WOD – Initiative für weltoffenes Dresden“ sowie „Dresden für alle“. Es wurde eine riesige, sternförmige Tafel aufgebaut, an der die Menschen gemeinsam aßen und ins Gespräch kamen. Vielfältige Unterhaltung wurde von vielen Künstlerinnen und Künstlern geboten. Es haben mit großer Wahrscheinlichkeit mindestens 3000 Menschen teilgenommen.
Am Mittwoch, den 10.06.2015 fand zwischen 15:00 und 17:30 Uhr die Kundgebung „Gute Schulen für Alle“ vor dem Sächsischen Landtag statt. Insgesamt haben im Beobachtungszeitraum von 15:45 Uhr bis 16:30 Uhr mit großer Sicherheit zwischen 1900 und 2300 Menschen teilgenommen. Der Bernhard-von-Lindenau-Platz ist größtenteils mit quadratischen Platten gepflastert. Die Seitenlängen der Platten betragen von Fugenmitte zu Fugenmitte 125 cm.
Bestes Terrain fürs Crowdcounting
Damit lässt sich hier hervorragend die von Herbert Jacobs in den 1960er Jahren entwickelte Schätzmethode anwenden. Jacobs war Professor für Journalismus an der University of California, Berkeley. Aus seinem Büro konnte er die regelmäßig auf dem Platz unterhalb stattfindenden Studentenprotest gegen den Vietnamkrieg beobachten. Der Platz war mit einem Bodenbelag versehen, der ein gleichmäßiges Gitter darstellte. So konnte Jacobs leicht auszählen wie viele Personen sich pro Flächeneinheit einfanden.
Bei der Demonstration in Dresden wurden zwei Zonen definiert. In der Zone 1 besteht der Bodenbelag aus den erwähnten Platten. Zu Abschätzung der Dichte der Personen wurden 9 zufällig ausgewählte, von Nord-West nach Süd-Ost verlaufenden, Plattenreihen ausgezählt. Damit betrug die Stichprobe insgesamt 208 Platten. Durchschnittlich standen 1,36 Personen auf einer Platte. Insgesamt sind in der Zone 1 ca. 1150 Bodenplatten zu finden. Somit lässt sich berechnen, dass sich etwa 1564 Personen in Zone 1 aufhielten. Folglich betrug die Dichte hier etwa 0,87 Personen pro Quadratmeter.
Zone 1Karte der Kundgebung
In der Zone 2 fand sich keine regelmäßiger Bodenbelag. Insgesamt war die Personendichte weitaus geringer. Daher wurde eine einfache Zählung per Klicker vorgenommen. Die Zone 2 wurde dazu von außen einmal umrundet und jeder darin befindliche Mensch gezählt. Durch die geringe Dichte war dies gut möglich, jedoch kann immer ein Fehler durch das Übersehen von Menschen oder doppelte Zählen auftreten. Ebenso liefen viele spielende Kinder herum, die die Schätzung dadurch etwas ungenauer machen. Es wurden 512 Personen in Zone 2 gezählt.
Zone 2 im Vordergrund, Zone 1 im HintergrundZone 2 im Vordergrund und im Hintergrund links, Zone 1 im Hintergrund rechts
Am 05.05.2015 fand die Parade der Vielfalt in Dresden statt. Die Veranstaltung ist eine Aktion zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Nach einer Auftaktkundgebung am Bahnhof Dresden-Neustadt zog die Parade zum Goldenen Reiter. Am Albertplatz wurde ein Video aufgezeichnet, um die Teilnehmerzahl mit hoher Genauigkeit schätzen zu können.
Parade der Vielfalt in Dresden am 05.05.2015
Die direkte Auszählung auf 34 Einzelbildern, die im Abstand von 10 Sekunden aufgenommen wurden, ergab eine Zahl von 712 Personen. Zu Fehlern kann hier vor allem der flache Kamerawinkel führen, da dadurch einige Personen teilweise oder komplett verdeckt waren. Ebenso können einzelne Personen übersehen werden oder doppelt gezählt werden.
Eine direkte Auszählung des Video in Zeitlupe mit einem Handzähler ergab eine Zahl von 719 Personen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass kurzzeitig verdeckte Personen leichter entdeckt werden können und so ein geringeres Risiko besteht Teilnehmer zu übersehen.
Es lässt sich daher mit großer Sicherheit sagen, dass 700 bis 750 Personen zu diesem Moment an der Parade teilgenommen haben. Die Veranstalter sprechen in ihrer Pressemitteilung (http://goo.gl/5mC0RE) von einer Gesamtteilnehmerzahl von 800 Teilnehmern. Diese Zahl ist im realistischen Bereich, da sicherlich einige Teilnehmer erst zur Abschlusskundgebung am Goldenen Reiter dazukommen sind. Dabei ist auch zu erwähnen, dass es während der Auftaktkundgebung geregnet hatte und der Regen später nachließ.